Mantelschnecke (Myxas glutinosa (O. F. Müller, 1774))

DE Deutschland , DE-SN Sachsen

Diagnose

Die kugelig wirkenden, hauchdünnen und durchsichtigen Gehäuse der Mantelschnecke erreichen eine Höhe von maximal 16 mm und eine Breite von maximal 15 mm. Sie sind charakteristisch und eigentlich nicht mit Gehäusen anderer einheimischer Süßwasserschnecken zu verwechseln.

Merkmale

Gehäuse erwachsener Mantelschnecken erreichen eine Höhe von 13 bis 16 mm und eine Breite von 11 bis 15 mm. Sie sind extrem dünnwandig, hell hornfarben. Gehäuse lebender Tiere und frische Leergehäuse sind durchsichtig. Der letzte Umgang ist kugelig erweitert und der Nabelritz geschlossen.

Verbreitung

Europa bis Zentralsibirien und Kasachstan.

Lebensweise

Mantelschnecken werden maximal nur ein Jahr alt. Erwachsene Tiere sind nur im Frühjahr zwischen März bis Mai zu finden. Sie ernähren sich von sich zersetzenden Pflanzenteilen und den darauf lebenden Kleinstorganismen sowie von an der Wasseroberfläche treibenden organischen Partikeln. Zur Atmung kriechen sie entweder an Wasserpflanzen an die Wasseroberfläche oder steigen an einem Schleimfaden im freien Wasser auf. Im sauerstoffreichen Wasserfindet auch Hautatmung statt. Wie alle Vertreter der Schlammschnecken sind auch die Mantelschnecken Zwitter. Nach der Eiablage, die in Eipaketen mit bis zu 60 Eiern erfolgt, sterben die Schnecken. Die Lebensdauer beträgt entweder etwa ein halbes Jahr, wenn die Schnecken schon im Spätsommer Eier ablegen, oder etwa ein ganzes Jahr, wenn die Tiere überwintern und erst im Frühjahr laichen. Die Entwicklung der Jungschnecken in den Laichschnüren dauert etwa 30 Tage und ist temperaturabhängig.

Lebensräume

Mantelschnecken leben in klaren pflanzenreichen Gewässern: in Seen, Teichen und Tümpeln, in Altwässern, Torfgräben sowie in beruhigten Wasserzonen langsam fließender Bäche. Sie halten sich meist in größerer Wassertiefe an Wasserpflanzen auf.

Bestandssituation

Die Mantelschnecke ist in der BRD vom Aussterben bedroht. Im Freistaat Sachsen wurde sie 1985 letztmalig nachgewiesen und gilt deshalb als verschollen bzw. ausgestorben.

Literatur

  • Fechter, R. & Falkner, G. 1990: Weichtiere. Europäische Meeres- und Binnenmollusken. Steinbachs Naturführer. Mosaik Verlag, München. 287 S.
  • Glöer, P. 2002: Süßwassergastropoden Nord- und Mitteleuropas. Bestimmungsschlüssel, Lebensweise, Verbreitung. In: Die Tierwelt Deutschlands. 73. Teil. ConchBooks, Hackenheim. 327 S.
  • Glöer, P. 2015: Süßwassermollusken - Ein Bestimmungsschlüssel für die Muscheln und Schnecken im Süßwasser der Bundesrepublik Deutschland. Göttingen, Deutscher Jugendbund für Naturbeobachtung. 135 S.
  • Jungbluth, J. H. & von Knorre, D. unter Mitarbeit von Bössneck, U., Groh, K., Hackenberg, E., Kobialka, H., Körnig, G., Menzel-Harloff, H., Niederhöfer, H.-J., Petrick, S., Schniebs, K., Wiese, V., Wimmer, W. & Zettler, M. L. (2009): Rote Liste der Binnenmollusken [Schnecken (Gastropoda) und Muscheln (Bivalvia)] in Deutschland. - Mitteilungen der Deutschen Malakozoologischen Gesellschaft 81: 1-28.
  • Neumann, E. 1893: Die Molluskenfauna des Königreichs Sachsen. - Nachrichtsblatt der deutschen malakozoologischen Gesellschaft 25: 47-64.
  • Schlechter, A. 1954: Über Land- und Wasserschnecken in der Umgebung von Kamenz/Sachsen. - Abhandlungen und Berichte aus dem Staatlichen Museum für Tierkunde Dresden 22(1): 88-96.
  • Schniebs, K., Reise , H. & Bössneck, U. 2006: Rote Liste Mollusken Sachsens. Materialien zu Naturschutz und Landschaftspflege 2006. 21 S. [Hrsg. Sächs. LfUG].
  • Wiese, V., 2015: Weichtier des Jahres 2015: Die Mantelschnecke Myxas glutinosa (O. F. Müller 1774) (Basommatophora: Lymnaeidae). - Conchylia 47(1-2): 67-71.
  • Wohlberedt, O. 1899: Molluskenfauna des Königreichs Sachsen. – Nachrichtsblatt der Deutschen Malakozoologischen Gesellschaft 31(1/4): 1–20, 33–56.
  • Zeissler, H. 1999: Die Molluskenfauna von Nordwestsachsen. - Veröffentlichungen Naturkundemuseum Leipzig 17: 1-95.
Autor(-en): Katrin Schniebs. Letzte Änderung am 05.07.2018

Mantelschnecke (Myxas glutinosa), Leipzig, vor 1950, Sammeldatum unbekannt, aus Slg. Karl Regius (Magdeburg)
(Foto: Katrin Schniebs)
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