Häubchenmuschel (Musculium lacustre (O. F. Müller, 1774))

DE Deutschland , DE-SN Sachsen

Diagnose

Ihr charakteristisches Aussehen erhalten Häubchenmuscheln von den häubchenartig auf dem Wirbel sitzenden Embryonalschalen. Verwechseln kann man die einheimische Art nur mit der aus Nordamerika eingeschleppten Eckigen Häubchenmuschel (Musculium transversum), die in Sachsen jedoch noch nicht gefunden wurde.

Merkmale

Kreis- bis trapezförmige, meist bräunliche Schalen mit häubchenartig auf dem Wirbel sitzender Embryonalschale, Länge bis zu 10 mm und Höhe bis zu 8 mm.

Verbreitung

Paläarktis.

Lebensweise

Häubchenmuscheln sind Zwitter. Die befruchteten Eier entwickeln sich in der Kiemenhöhle des Elterntieres. Die Jungtiere schlüpfen noch im Elterntier aus den Eiern und werden nach einer gewissen Zeit als fertige und schon relativ große Jungmuscheln geboren. Da die Kiemenhöhle des Elterntieres relativ wenig Platz bietet, haben die Häubchenmuscheln nur wenige Nachkommen im Vergleich zu den Teich- oder Flussmuscheln, bei denen die Weibchen mehrere Hunderttausend Eier produzieren, aus denen sich zunächst winzige Larven entwickeln, die ihren Eltern wenig ähnlich sind.
Häubchenmuscheln erreichen ein Alter von 4 bis 12 Monaten. Wie alle Süßwassermuscheln ernähren sie sich von organischen Schwebeteilchen.
Der winzige muskulöse Fuß erlaubt es den Tieren, sich aktiv über den Gewässerboden hinwegzubewegen. Neue Wohngewässer erobert sie entweder durch Verdriften bei Hochwasser oder durch Verschleppung mit anderen Wasserbewohnern wie Fröschen und Wasserkäfern oder auch Vögeln. Letzteres geschieht zufällig, wenn die Schalenklappen zum Schutz reflexartig geschlossen werden und dabei Vogelfedern, Haut oder Insektenbeine zwischen die beiden Klappen geraten.

Lebensräume

Die Häubchenmuschel bevorzugt Tümpel und Teiche, die nicht zu stark mit Nährstoffen angereichert sind sowie zeitweilig austrocknende Kleingewässer. In Seen und Flüssen kommt sie ebenfalls vor, jedoch ist sie in diesen Gewässern meist nicht häufig.

Bestandssituation

In Sachsen im Rückgang begriffen (Vorwarnliste).

Literatur

  • Glöer, P. 2015: Süßwassermollusken - Ein Bestimmungsschlüssel für die Muscheln und Schnecken im Süßwasser der Bundesrepublik Deutschland. Göttingen, Deutscher Jugendbund für Naturbeobachtung. 135 S.
  • Heyne, E.R. 1931: Sächsische Mollusken-Funde. Mitgeteilt von E. R. Heyne, Großenhain. Nebst einigen Anmerkungen von A. Schlechter. – Sitzungberichte Isis Dresden 1930: 125–134.
  • Neumann, E. (1893): Die Molluskenfauna des Königreichs Sachsen. - Nachrichtsblatt der Deutschen Malakozoologischen Gesellschaft 25: 47-64.
  • Reibisch, Th. 1855: Die Mollusken, welche bis jetzt im Königreiche Sachsen aufgefunden wurden, nebst Angabe ihres Vorkommens und ihrer Fundorte. – Allgemeine deutsche Naturhistorische Zeitung N. F. 1: 409–432.
  • Rosenbauer, A. 1995: Süßwassermolluskengesellschaft unterschiedlich genutzter Teiche in der Oberlausitz. - Abhandlungen und Berichte des Naturkundemuseums Görlitz 68(8): 5-13.
  • Schniebs, K., Reise , H. & Bössneck, U. 2006: Rote Liste Mollusken Sachsens. – Materialien zu Naturschutz und Landschaftspflege 2006. 21S. [Hrsg. Sächs. LfUG].
  • Trübsbach, P. 1934: Die geographische Verbreitung der Gastropoden im Gebiete der Zschopau nebst biologischen Untersuchungen. – Berichte der Naturwissenschaftlichen Gesellschaft zu Chemnitz: 15–98, 1 Karte.
  • Weise, A. 1884: Ueber das Vorkommen der Gehäuseschnecken und Muscheln in der südlichen Oberlausitz. - Sitzungsberichte Isis Dresden 1883: 102-104.
  • Zeißler, H. 1999: Molluskenfauna von Nordwestsachsen. - Veröffentlichungen Naturkundemuseum Leipzig 17: 1-95.
  • Zeissler, H. 1999: Die Molluskenfauna von Nordwestsachsen. - Veröffentlichungen Naturkundemuseum Leipzig 17: 1-95.
  • Zettler, M. L. & Glöer, P. 2006: Zur Ökologie und Morphologie der Sphaeriidae der Norddeutschen Tiefebene. - Heldia 6 (Sonderheft 8): 1-61, Taf. 1-18.
Autor(-en): Katrin Schniebs. Letzte Änderung am 11.08.2021

Häubchenmuschel (Musculium lacustre), Kleinraschütz, September 2010
(Foto: Katrin Schniebs)


Häubchenmuschel (Musculium lacustre), Linz bei Schönborn, Juni 2006
(Foto: Katrin Schniebs)
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