Bauchige Schließmundschnecke (Macrogastra ventricosa (Draparnaud, 1801))

DE Deutschland , DE-SN Sachsen

Diagnose

Erwachsene Bauchige Schließmundschnecken erreichen Gehäusehöhen von 17 bis 19 mm. Von einheimischen Schließmundschnecken können nur die Gemeine Schließmundschnecke (Alinda biplicata) und die Faltenrandige Schließmundschnecke (Laciniaria plicata) solche Gehäusehöhen erreichen. Von diesen beiden Arten unterscheidet sich die Bauchige Schließmundschnecke durch die gegabelte Unterlamelle, die die Form eines liegenden "K" (siehe Foto bei Macrogastra plicatula) bildet sowie durch eine unten rundlichere Gehäusemündung mit einer im Inneren nur schwach ausgebildeten Basalrinne.

Merkmale

Die rötlich-braunen keulenförmigen Gehäuse erwachsener Bauchiger Schließmundschnecken erreichen Höhen von 17 bis 19 mm und eine Breite von 4 bis 4,3 mm. Sie sind damit die größten einheimischen Vertreter der Gattung Macrogastra.
Die Gehäusemündung ist unten rundlich, die Basalrinne in ihrem Inneren ist nur schwach ausgeprägt. Die Gaumenschwiele ist ebenfalls nur sehr schwach entwickelt oder ganz fehlend, es gibt keine sichtbaren Gaumenfalten. Die gegabelte Unterlamelle bildet die Form eines liegenden "K" (siehe Foto bei Macrogastra plicatula), wodurch sich die Gattung Macrogastra von allen anderen einheimischen Schließmundschnecken-Gattungen unterscheidet.
Das Gehäuse ist deutlich und regelmäßig stumpf gerippt (etwa 5 Rippen pro mm auf dem vorletzten Umgang). Die Rippen werden von feinen Spiralstreifen gekreuzt, die auf den letzten beiden Windungen meist am deutlichsten zu sehen sind.

Verbreitung

Mitteleuropäisch.

Lebensweise

Die Tiere leben in der Laubstreu, unter Totholz, an morschen Baumstubben, an bemoosten Felsen und unter Blockschutt.

Lebensräume

Die Bauchige Schließmundschnecke bevorzugt feuchtere Wälder und Schluchtwälder sowie Pappel-, Schwarzerlen- und Eschengehölze auf kalkreichem Boden.

Bestandssituation

Für das gesamte Gebiet der Bundesrepublik Deutschland wird der Bestand der Art als ungefährdet eingeschätzt. Für den Freistaat Sachsen wurde die Bauchige Schließmundschnecke als gefährdet eingestuft.

Literatur

  • Büttner, K., 1954: Die Molluskenfauna von Südwestsachsen. - Abhandlungen und Berichte aus dem Staatlichen Museum für Tierkunde - Forschungsstelle - Dresden 22(1): 47-87.
  • Heyne, E.R. 1931: Sächsische Mollusken-Funde. Mitgeteilt von E. R. Heyne, Großenhain. Nebst einigen Anmerkungen von A. Schlechter. – Sitzungberichte Isis Dresden 1930: 125–134.
  • Jungbluth, J. H. & von Knorre, D. unter Mitarbeit von Bössneck, U., Groh, K., Hackenberg, E., Kobialka, H., Körnig, G., Menzel-Harloff, H., Niederhöfer, H.-J., Petrick, S., Schniebs, K., Wiese, V., Wimmer, W. & Zettler, M. L. (2009): Rote Liste der Binnenmollusken [Schnecken (Gastropoda) und Muscheln (Bivalvia)] in Deutschland. - Mitteilungen der Deutschen Malakozoologischen Gesellschaft 81: 1-28.
  • Kerney, M. P., Cameron, R. A. D. & Jungbluth, J. H. 1983: Die Landschnecken Nord- und Mitteleuropas. Ein Bestimmungsbuch für Biologen und Naturfreunde. Paul Parey, Hamburg & Berlin. 384 S., 368 Ktn. (incl. 24 Farbtafeln).
  • Neumann, E., 1893: Die Conchylien von Chemnitz und seiner Umgegend. - Berichte der Naturwissenschaftlichen Gesellschaft zu Chemnitz 12 (1889-1892): 51-54.
  • Neumann, E. 1893: Die Molluskenfauna des Königreichs Sachsen. - Nachrichtsblatt der deutschen malakozoologischen Gesellschaft 25: 47-64.
  • Rossmässler, E. A. 1835: Iconographie der Land- und Süßwasser-Mollusken mit vorzüglicher Berücksichtigung der europäischen noch nicht abgebildeten Arten. Bd. I, Heft 1. Arnoldische Buchhandlung, Dresden, Leipzig. 132 S.
  • Schniebs, K., Reise , H. & Bössneck, U. 2006: Rote Liste Mollusken Sachsens. Materialien zu Naturschutz und Landschaftspflege 2006. 21 S. [Hrsg. Sächs. LfUG].
  • Trübsbach, P. 1934: Die geographische Verbreitung der Gastropoden im Gebiete der Zschopau nebst biologischen Untersuchungen. – Berichte der Naturwissenschaftlichen Gesellschaft zu Chemnitz: 15–98, 1 Karte.
  • Wiese, V. 2014: Die Landschnecken Deutschlands. Finden - Erkennen - Bestimmen. Quelle & Meyer, Wiebelsheim. 352 S.
  • Wohlberedt, O. 1899: Molluskenfauna des Königreichs Sachsen. – Nachrichtsblatt der Deutschen Malakozoologischen Gesellschaft 31(1/4): 1–20, 33–56.
  • Zeissler, H. 1999: Die Molluskenfauna von Nordwestsachsen. - Veröffentlichungen Naturkundemuseum Leipzig 17: 1-95.
Autor(-en): Katrin Schniebs. Letzte Änderung am 09.04.2020

Bauchige Schließmundschnecke (Macrogastra ventricosa), Hammerunterwiesenthal, gesammelt von Kurt Büttner 1934
(Foto: Katrin Schniebs)


Gehäusemündung einer Bauchigen Schließmundschnecke (Macrogastra ventricosa), Hammerunterwiesenthal, gesammelt von Kurt Büttner 1934
(Foto: Katrin Schniebs)


Bauchige Schließmundschnecke (Macrogastra ventricosa), Wolkenstein, Ende Oktober 2017
(Foto: Katrin Schniebs)


Gehäusemündung einer Bauchigen Schließmundschnecke (Macrogastra ventricosa), Wolkenstein, Ende Oktober 2017
(Foto: Katrin Schniebs)


Gehäuseskulptur einer Bauchigen Schließmundschnecke (Macrogastra ventricosa), Wolkenstein, Ende Oktober 2017
(Foto: Katrin Schniebs)


Bauchige Schließmundschnecke (Macrogastra ventricosa), Wolkenstein Ende Oktober 2017
(Foto: Katrin Schniebs)
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