Diagnose
Die Gefältelte Schließmundschnecke ist die kleinste und schlankeste der drei in Sachsen vorkommenden Vetreter der Gattung Macrogastra, die sich durch eine gegabelte Unterlamelle in Form eines liegenden "K" von allen anderen einheimischen Schließmundschnecken-Gattungen unterscheidet. Die rötlich-braunen und weit gerippten Gehäuse (5 bis 6 Rippen pro mm auf dem vorletzten Umgang) werden 10,3 bis 14 mm hoch und etwa 3 mm breit.
Merkmale
Gehäuse erwachsener Gefältelter Schließmundschnecken erreichen eine Höhe von 10,3 bis 14 mm und eine Breite von 3 mm. Die Breite nimmt von der Gehäusespitze her allmählich zu, der vorletzte Umgang ist meist der breiteste. Die Mündung weist keine Basalrinne auf und ist an der Basis gerundet. Die Unterlamelle ist gegabelt und bildet ein liegendes "K" (siehe Foto). Zwischen Unterlamelle und Oberlamelle liegen ein bis drei kleine Falten. Das in frischem Zustand meist rötlichbraune Gehäuse ist weit gerippt, auf dem vorletzten Umgang liegen pro Millimeter etwa 5 bis 6 Rippen.
Verbreitung
Mitteleuropäisch.
Lebensweise
Man findet diese Art an Felsen und Mauern aber auch in der Laubstreu, unter Steinen oder an Totholz. Die Eiablage erfolgt im Spätsommer. Im Alter von zwei Jahren sind Gefältelte Schließmundschnecken ausgewachsen.
Lebensräume
Die Gefältelte Schließmundschnecke kommt hauptsächlich in mit Felsen durchsetzten Laub- und Mischwäldern vor. Alte Mauern von Burgen und Schlössern sind ein gern besiedelter Ersatzbiotop.
Bestandssituation
In der Roten Liste des Freistaats Sachsen ist die Gefältelte Schließmundschnecke als gefährdet eingestuft. Sie wurde in die Vorwarnliste der Roten Liste der Weichtiere der BRD aufgenommen.
Literatur
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Autor(-en): Katrin Schniebs. Letzte Änderung am 08.03.2022
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Gefältelte Schließmundschnecke ( Macrogastra plicatula), Müglitztal oberhalb Weesenstein, Anfang Mai 2017
(Foto: Katrin Schniebs)
Gefältelte Schließmundschnecke ( Macrogastra plicatula), Müglitztal oberhalb Weesenstein, Anfang Mai 2017 (Orginalgröße)
Gehäusemündung einer Gefältelten Schließmundschnecke ( Macrogastra plicatula), Müglitztal oberhalb Weesenstein, Mai 2017
(Foto: Katrin Schniebs)
Gehäusemündung einer Gefältelten Schließmundschnecke ( Macrogastra plicatula), Müglitztal oberhalb Weesenstein, Mai 2017 (Orginalgröße)
Gefältelte Schließmundschnecke ( Macrogastra plicatula), Weesenstein, Juli 2011
(Foto: Katrin Schniebs)
Gefältelte Schließmundschnecke ( Macrogastra plicatula), Weesenstein, Juli 2011 (Orginalgröße)
Blick schräg in die Mündung einer Gefältelten Schließmundschnecke ( Macrogastra plicatula).
Mit den Ziffern "1", "2" und "3" sind die interlamellaren Falten
bezeichnet. Die roten Striche liegen neben den Bestandteilen der
Unterlamelle, die ein "K" bilden.
(Foto: Katrin Schniebs)
Blick schräg in die Mündung einer Gefältelten Schließmundschnecke ( Macrogastra plicatula).
Mit den Ziffern "1", "2" und "3" sind die interlamellaren Falten
bezeichnet. Die roten Striche liegen neben den Bestandteilen der
Unterlamelle, die ein "K" bilden. (Orginalgröße)
Gefältelte Schließmundschnecke ( Macrogastra plicatula), 21.3.2019, Hahnholz, Kleinzschocher bei Leipzig
(Foto: Frank Borleis)
Gefältelte Schließmundschnecke ( Macrogastra plicatula), 21.3.2019, Hahnholz, Kleinzschocher bei Leipzig (Orginalgröße)
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