Diagnose
Die spitzkegeligen, 8 bis 10 mm langen Gehäuse der Zahnlosen Schließmundschnecke unterscheiden sich von denen der anderen einheimischen Schließmundschneckenarten durch das fehlende Clausilium und die fehlenden Mündungsfalten und -zähne, weswegen man sie auch für Jungtiere anderer Schließmundschneckenarten halten kann.
Merkmale
Die spitzkegeligen Gehäuse erwachsener Zahnloser Schließmundschnecken erreichen eine Länge von 8 bis 10 mm und eine Breite von 2,2 mm. Sie sind bräunlich, gelblich oder grünlich gefärbt und dicht unregelmäßig gerippt, wodurch die Gehäuse bei geringer Vergrößerung als seidig glänzend erscheinen. Die Gehäusemündung ist etwa quadratisch, im Gegensatz zu allen anderen einheimischen Schließmundschneckenarten weist sie bis auf einen kleinen Parietalzahn keinerlei weitere Zähne oder Lamellen auf. Zahnlose Schließmundschnecken besitzen kein Clausilium.
Verbreitung
West- und Mitteleuropa.
Lebensweise
Zahnlose Schließmunschnecken sind eilebendgebärend. Bei starker Trockenheit verkriechen sich die Tiere tief in Fels- und Mauerspalten.
Lebensräume
Die Zahnlose Schließmundschnecke lebt bevorzugt an trockenen felsigen Standorten oder an alten Mauern, z. B. von Burgen.
Bestandssituation
Diese Art kommt in Sachsen nur zerstreut vor und die einzelnen Populationen beschränken sich meist auf wenige Quadratmeter Fläche. In der Roten Liste der BRD wird die Zahnlose Schließmundschnecke als gefährdet geführt, in Sachsen wurde sie als stark gefährdet eingestuft.
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-
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Autor(-en): Katrin Schniebs. Letzte Änderung am 10.03.2020
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Burg Stein bei Hartenstein, Mai 2014
(Foto: Katrin Schniebs)
Zahnlose Schließmundschnecken ( Balea perversa), Burg Stein bei Hartenstein, Mitte Mai 2014
(Foto: Katrin Schniebs)
Zahnlose Schließmundschnecken ( Balea perversa), Burg Stein bei Hartenstein, Mitte Mai 2014 (Orginalgröße)
Zahnlose Schließmundschnecke ( Balea perversa), Burg Stein bei Hartenstein, Mitte Juni 2014
(Foto: Katrin Schniebs)
Zahnlose Schließmundschnecke ( Balea perversa), Burg Stein bei Hartenstein, Mitte Juni 2014 (Orginalgröße)
Zahnlose Schließmundschnecke ( Balea perversa), Burg Stein bei Hartenstein, September 2015
(Foto: Katrin Schniebs)
Zahnlose Schließmundschnecke ( Balea perversa), Burg Stein bei Hartenstein, September 2015 (Orginalgröße)
Zahnlose Schließmundschnecke ( Balea perversa), Wolkenstein, Schlossfundament, Oktober 2017
(Foto: Katrin Schniebs)
Zahnlose Schließmundschnecke ( Balea perversa), Wolkenstein, Schlossfundament, Oktober 2017 (Orginalgröße)
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