Gemeine Sumpfschnecke (Stagnicola palustris (O. F. Müller, 1774))

DE Deutschland , DE-SN Sachsen

Diagnose

Von den beiden anderen in Sachsen derzeit nachgewiesenen Stagnicola-Arten – der Großen Sumpfschnecke (S. corvus) und der Dunklen Sumpfschnecke (S. fuscus) – unterscheidet sich die Gemeine Sumpfschnecke hauptsächlich durch das Vorhandensein nur einer einzigen Prostatafalte. Dies ist leider ein Bestimmungsmerkmal, was eine Erkennung im Gelände unmöglich macht. Deshalb müssen Sumpfschnecken für die Bestimmung immer lebend gesammelt, in 70%igem Alkohol abgetötet und anatomisch untersucht werden.

Merkmale

Gehäuse mit bis zu 6 bräunlichen schwach bis stark gewölbten Umgängen, Höhe bis 17,5 mm und Breite bis 8 mm. Stiel der Samenaufnahmetasche (Bursa copulatrix) lang und dünn. Längenverhältnis von Penis und Penisfutteral (Praeputium und Phallotheca) ca. 1:1. Prostata mit nur einer Falte.

Verbreitung

Paläarktis.

Lebensweise

Alle Vertreter der Familie ernähren sich überwiegend von Algen aber auch von Aas. Sie sind Zwitter, die kompliziert gebaute Fortpflanzungsorgane aufweisen. Zum Zeitpunkt der Paarung sind die Tiere quasi Männchen, die dem Partner mittels eines Kopulationsapparates Spermien übergeben. Diese werden in einer speziellen Aufbewahrungstasche mehrere Wochen gespeichert bis die Eier reif zur Befruchtung sind. Die Eier werden als gallertartige Laichballen an Wasserpflanzen, Schilfstängel, Treibholz oder auch Gehäuse anderer Wasserschnecken angeheftet.

Lebensräume

Die Gemeine Sumpfschnecke bevorzugt pflanzenreiche Teiche, Seen, Gräben und Altwässer und kann sich auch im schlammigen Bereich oberhalb der Wasserlinie aufhalten.

Bestandssituation

In Sachsen stark gefährdet. Da bis etwa 1990 Stagnicola-Funde meist nur anhand der Gehäuse determiniert wurden und meist auch nur leere Gehäuse gesammelt wurden, können kaum Aussagen über die frühere Verbreitung der Gemeinen Sumpfschnecke anhand von Literaturangaben und Sammlungsbelegen vor dieser Zeit getroffen werden, da Verwechslungen mit der Großen Sumpfschnecke (Stagnicola corvus) und der Dunklen Sumpfschnecke (Stagnicola fuscus) anhand der Gehäuse möglich sind.

Literatur

  • Büttner, K., 1954: Die Molluskenfauna von Südwestsachsen. - Abhandlungen und Berichte aus dem Staatlichen Museum für Tierkunde - Forschungsstelle - Dresden 22(1): 47-87.
  • Glöer, P. 2002: Süßwassergastropoden Nord- und Mitteleuropas. Bestimmungsschlüssel, Lebensweise, Verbreitung. In: Die Tierwelt Deutschlands. 73. Teil. ConchBooks, Hackenheim. 327 S.
  • Glöer, P. 2015: Süßwassermollusken - Ein Bestimmungsschlüssel für die Muscheln und Schnecken im Süßwasser der Bundesrepublik Deutschland. Göttingen, Deutscher Jugendbund für Naturbeobachtung. 135 S.
  • Heyne, E.R. 1931: Sächsische Mollusken-Funde. Mitgeteilt von E. R. Heyne, Großenhain. Nebst einigen Anmerkungen von A. Schlechter. – Sitzungberichte Isis Dresden 1930: 125–134.
  • Müller. Th. L., 2002: Wiederfund von Bithynia leachii (Sheppard, 1823) in Sachsen (Gastropoda: Prosobranchia: Bithyniidae). – Malakologische Abhandlungen des Museums für Tierkunde Dresden 20(2): 325–331.
  • Schlechter, A. 1954: Über Land- und Wasserschnecken in der Umgebung von Kamenz/Sachsen. - Abhandlungen und Berichte aus dem Staatlichen Museum für Tierkunde Dresden 22(1): 88-96.
  • Schniebs, K., Reise, H. & Bössneck, U. 2006: Rote Liste Mollusken Sachsens. - In: Sächsisches Landesamt für Umwelt und Geologie [Hrsg.]: Materialien zu Naturschutz und Landschaftspflege. Dresden. 21 S.
  • Zeissler, H. 1999: Die Molluskenfauna von Nordwestsachsen. - Veröffentlichungen Naturkundemuseum Leipzig 17: 1-95.
Autor(-en): Katrin Schniebs. Letzte Änderung am 05.07.2018

Gemeine Sumpfschnecke (Stagnicola palustris), Markkleeberger See, gesammelt von F. Borleis, August 2015, Tier anatomisch determiniert von K. Schniebs
(Foto: Katrin Schniebs)


Ein charakteristisches Merkmal der Gemeinen Sumpfschnecke (Stagnicola palustris) ist die Prostata mit nur einer Falte (roter Pfeil) im Querschnitt.
(Foto: Katrin Schniebs)


Bei der Gemeinen Sumpfschnecke (Stagnicola palustris) sind die beiden Abschnitte des männlichen Kopulationsapparates - Praeputium (roter Pfeil) und Phallotheca (blauer Pfeil) - häufig etwa gleich lang. Es gibt jedoch auch Exemplare, bei denen die Länge der Phallotheca ein Mehrfaches der Länge des Praeputiums beträgt.
(Foto: Katrin Schniebs)


Der Stiel der Bursa copulatrix (roter Pfeil) weist bei der Gemeinen Sumpfschnecke (Stagnicola palustris) fast über die gesamte Länge eine einheitlichen Durchmesser auf. Erst unmittelbar vor der Einmündung in die Vagina (unterhalb des roten Pfeils) verbreitert er sich leicht.
(Foto: Katrin Schniebs)


Gemeine Sumpfschnecke (Stagnicola palustris), Markkleeberg, Neue Harth, September 2017. Das Tier wurde anatomisch determiniert.
(Foto: Frank Borleis)


Gemeine Sumpfschnecke (Stagnicola palustris), an der Wasseroberfläche kriechend. Leipzig, NSG Lehmlache Lauer, Paußnitz. Mai 2018
(Foto: Frank Borleis)


Gemeine Sumpfschnecke (Stagnicola palustris), Leipzig-Lützschena, Hundewasser, leg. F. Borleis, Mai 2018, anatomisch determiniert von K. Schniebs
(Foto: Katrin Schniebs)
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