Ohr-Schlammschnecke (Radix auricularia (Linnaeus, 1758))

DE Deutschland , DE-SN Sachsen

Diagnose

Lebende Ohr-Schlammschnecken (Radix auricularia) bzw. frischtote Tiere mit Weichkörper lassen sich eindeutig anhand der auf Fühlern, im Mundbereich und auf der Fußoberseite mit starker Lupe oder unter dem Binokular sichtbaren meist dunkelblauen kleinen Pigmentpunkte auf hellem Grund (siehe Foto!) von allen anderen einheimischen Radix-Arten unterscheiden, bei der die einzelnen Pigmentpunkte der Kopf- und Fußoberseitenfärbung selbst unter sehr starker Vergrößerung nicht sichtbar werden. Ein weiteres eindeutiges Unterscheidungsmerkmal ist der sehr lange Stiel der Bursa copulatrix. Typisch geformte Gehäuse lassen sich ebenfalls gut von den anderen Radix-Arten unterscheiden. Es gibt jedoch auch Gehäuseformen, die besonders denen von R. balthica und R. ampla ähnlich sehen.
Die Unterscheidung der einheimischen Schlammschneckenarten ist sehr schwierig, erfordert viel Erfahrung und kann größtenteils nur mit Hilfe von anatomischen Merkmalen oder molekulargenetischen Methoden erfolgen.

Merkmale

Gehäuse erwachsener Ohr-Schlammschnecken erreichen eine Höhe von maximal 24 mm und eine Breite von maximal 18 mm. Meist ist der letzte Gehäuseumgang stark kugelig aufgeblasen, während die ersten beiden Umgänge nur wenig an Breite zunehmen und ein kleines und sehr spitzes Gewinde bilden. Der Mantel weist meist wenige weiße große runde Flecken auf schwarzem oder blau-schwarzem Grund auf. Fühler, Mundbereich, Fußoberseite und meistens auch die Kriechsohle mit feiner schwarzer oder dunkelblauer dichter Pigmentierung (siehe Foto!). Dies ist das beste Unterscheidungsmerkmal zu anderen heimischen Radix-Arten, bei denen die einzelnen Pigmentpunkte der Färbung des Kopfes mit dem Binokular nicht zu sehen sind. Stiel der Bursa copulatrix sehr lang. Die in gefülltem Zustand meist rundliche Bursa liegt deshalb in Perikardnähe.

Verbreitung

Paläarktisch.

Lebensweise

Ohr-Schlammschnecken werden ein Jahr alt. Sie ernähren sich überwiegend von Grünalgen und Einzellern.

Lebensräume

Ohr-Schlammschnecken leben in pflanzenreichen langsam fließenden oder stehenden Gewässern.

Bestandssituation

Die Ohr-Schlammschnecke ist im Freistaat Sachsen nicht gefährdet.

Literatur

  • Büttner, K., 1954: Die Molluskenfauna von Südwestsachsen. - Abhandlungen und Berichte aus dem Staatlichen Museum für Tierkunde - Forschungsstelle - Dresden 22(1): 47-87.
  • Fechter, R. & Falkner, G. 1990: Weichtiere. Europäische Meeres- und Binnenmollusken. Steinbachs Naturführer. Mosaik Verlag, München. 287 S.
  • Flasar, I. & Flasarova, M. 2000: Weichtiere und Asseln in der Umgebung des Bachs Polava/Pöhlbach (Bundesrepublik Deutschland und Tschechische Republik: Böhmen und Sachsen) (Mollusca et Isopoda). - Malakologische Abhandlungen des Staatlichen Museums für Tierkunde Dresden 20(1): 137-159.
  • Glöer, P. 2002: Süßwassergastropoden Nord- und Mitteleuropas. Bestimmungsschlüssel, Lebensweise, Verbreitung. In: Die Tierwelt Deutschlands. 73. Teil. ConchBooks, Hackenheim. 327 S.  
  • Glöer, P. 2015: Süßwassermollusken - Ein Bestimmungsschlüssel für die Muscheln und Schnecken im Süßwasser der Bundesrepublik Deutschland. Göttingen, Deutscher Jugendbund für Naturbeobachtung. 135 S.
  • Heyne, E.R. 1931: Sächsische Mollusken-Funde. Mitgeteilt von E. R. Heyne, Großenhain. Nebst einigen Anmerkungen von A. Schlechter. – Sitzungberichte Isis Dresden 1930: 125–134.
  • Neumann, E. 1893: Die Molluskenfauna des Königreichs Sachsen. - Nachrichtsblatt der deutschen malakozoologischen Gesellschaft 25: 47-64.
  • Schlechter, A. 1954: Über Land- und Wasserschnecken in der Umgebung von Kamenz/Sachsen. - Abhandlungen und Berichte aus dem Staatlichen Museum für Tierkunde Dresden 22(1): 88-96.
  • Schniebs, K., Glöer, P., Vinarski, M. V., Hundsdoerfer, A. K., 2011: Intraspecific morphological and genetic variability in Radix baltica (Linnaeus, 1758) (Gastropoda: Basommatophora: Lymnaeidae) with morphological comparison to other European Radix species. - Journal of Conchology 40(6): 657-678.
  • Weise, A. 1884: Ueber das Vorkommen der Gehäuseschnecken und Muscheln in der südlichen Oberlausitz. - Sitzungsberichte Isis Dresden 1883: 102-104.
  • Wichmann, Th. 1877: Zur Molluskenfauna von Zwickau. - Jahresbericht des Vereins für Naturkunde zu Zwickau 1876: 30-34.
  • Zeissler, H. 1999: Die Molluskenfauna von Nordwestsachsen. - Veröffentlichungen Naturkundemuseum Leipzig 17: 1-95.
Autor(-en): Katrin Schniebs. Letzte Änderung am 01.04.2020

Ohr-Schlammschnecke (Radix auricularia), Deutschbaselitz, gesammelt und bestimmt von H. Zeißler 1960
(Foto: Katrin Schniebs)


Ohr-Schlammschnecke (Radix auricularia), Elbe in Dresden-Kleinzschachwitz, August 2007
(Foto: Katrin Schniebs)


Ohr-Schlammschnecke (Radix auricularia), Elblache bei Althirschstein, Mitte Mai 2014
(Foto: Katrin Schniebs)


Dunkelblaue kleine Pigmentflecken (roter Pfeil) auf Fühlern, im Mundbereich und auf der Fußoberseite einer Ohr-Schlammschnecke (Radix auricularia) sind das beste Unterscheidungsmerkmal zu den anderen einheimischen Schlammschnecken-Arten.
(Foto: Katrin Schniebs)


Ohr-Schlammschnecke (Radix auricularia), Speicherbecken Witznitz, Juli 2009
(Foto: Katrin Schniebs)


Ohr-Schlammschnecke (Radix auricularia), Colditz, Altteich, gesammelt von R. Haldemann, August 1974
(Foto: Katrin Schniebs)


Ohr-Schlammschnecke (Radix auricularia), Elblachen bei Coswig, Ende August 2014
(Foto: Katrin Schniebs)


Ohrförmige Schlammschnecke (Radix auricularia), Schkeuditz, NSG Luppeaue, Papitzer Lachen. Das Tier wurde anatomisch bestimmt.
(Foto: Frank Borleis)


Ohr-Schlammschnecke (Radix auricularia), ausgeprägte Krugform, kurzes spitzes Gewinde und verdrehte Spindelfalte. Schkeuditz, Papitzer Lachen, August 2018
(Foto: Frank Borleis)


Ohr-Schlammschnecke (Radix auricularia), aus einem großen Genist am Ufer der Luppe, Schkeuditz, 4.8.2018
(Foto: Frank Borleis)


Ohr-Schlammschnecke (Radix auricularia), Rohrbacher Teiche, Anfang Mai 2022
(Foto: H. Otto)
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