Eiförmige Schlammschnecke (Radix balthica (Linnaeus, 1758))

DE Deutschland , DE-SN Sachsen

Diagnose

Die Unterscheidung der einheimischen Schlammschneckenarten ist sehr schwierig, erfordert viel Erfahrung und kann größtenteils nur mit Hilfe von anatomischen Merkmalen oder molekulargenetischen Methoden erfolgen.

Merkmale

Die Gehäuse erwachsener Eiförmiger Schlammschnecken erreichen mit 3 bis 4.5 Umgängen eine Höhe von 9 bis 22 mm und eine Breite von 8 bis 22 mm. Ihre Form ist äußerst variabel, eine eindeutige Unterscheidung von Gehäusen der übrigen einheimischen Radix-Arten ist in vielen Fällen nicht möglich. Die Mantelpigmentierung weist 3 Grundtypen auf: 1. Mantel und Mantelkragen tief dunkelblau, Mantelrand blaugrau, 2. Mantel grau-schwarz mit undeutlichen etwas helleren grau-schwarzen Flecken, Mantelkragen blaugrau mit vielen unregelmäßigen schwarzen Flecken, Mantelrand hell, 3. Mantel schwarz, grau-schwarz oder grau-gelblich mit einer kleinen oder größeren Anzahl deutlicher rundlicher weißer oder seltener auch grau-grüner oder grau-gelblicher Flecken. Grundtyp 3 ist der am häufigsten auftretende. Alle drei Mantelfärbungen treten jedoch auch bei der Schlanken Schlammschnecke (Radix lagotis) auf, von der sich die Eiförmige Schlammschnecke durch den kurzen oder nicht vorhandenen Stiel der Samenaufbewahrungstasche (Bursa copulatrix) unterscheidet. Grundtyp 3 tritt auch bei der Weitmündigen Schlammschnecke auf (Radix ampla). Eiförmige Schlammschnecken mit stark kugelig aufgeblasener letzter Gehäusewindung können deshalb nicht anhand des Gehäuses und der Mantelpigmentierung von der Weitmündigen Schlammschnecke (Radix ampla) unterschieden werden. Erste anatomische Untersuchungen zeigen, dass selbst eine Unterscheidung anhand anatomischer Merkmale (Länge des Bursastiels, Längenverhältnis von Praeputium und Phallotheca) zwischen diesen beiden Arten offenbar nicht möglich ist.

Verbreitung

Paläarktisch.

Lebensweise

Die Fortpflanzung Eiförmiger Schlammschnecken findet im Frühjahr statt, wenn die Tiere etwa ein Jahr alt sind. Der Laich wird meist an eine harte Unterlage angeheftet. Danach sterben sie. Ihre Nahrung besteht hauptsächlich aus Grünalgen, abgestorbenen Pflanzenteilen, Kieselalgen und Einzellern.

Lebensräume

Eiförmige Schlammschnecken leben in Flüssen, Bächen, Seen und Teichen.

Bestandssituation

Die Eiförmige Schlammschnecke ist im Freistaat Sachsen nicht gefährdet.

Literatur

  • Biemelt, A., Kroker, J., Paul, M., Völker, F., Jenemann, K. 2012: Bericht über die Durchführung und Ergebnisse der Qualitätssicherungsmaßnahmen 2012. Herausgeber: Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie & Staatliche Betriebsgesellschaft für Umwelt und Landwirtschaft. 19 S.
  • Büttner, K., 1954: Die Molluskenfauna von Südwestsachsen. - Abhandlungen und Berichte aus dem Staatlichen Museum für Tierkunde - Forschungsstelle - Dresden 22(1): 47-87.
  • Fechter, R. & Falkner, G. 1990: Weichtiere. Europäische Meeres- und Binnenmollusken. Steinbachs Naturführer. Mosaik Verlag, München. 287 S.
  • Glöer, P. 2002: Süßwassergastropoden Nord- und Mitteleuropas. Bestimmungsschlüssel, Lebensweise, Verbreitung. In: Die Tierwelt Deutschlands. 73. Teil. ConchBooks, Hackenheim. 327 S.
  • Glöer, P. 2015: Süßwassermollusken - Ein Bestimmungsschlüssel für die Muscheln und Schnecken im Süßwasser der Bundesrepublik Deutschland. Göttingen, Deutscher Jugendbund für Naturbeobachtung. 135 S.
  • Heyne, E.R. 1931: Sächsische Mollusken-Funde. Mitgeteilt von E. R. Heyne, Großenhain. Nebst einigen Anmerkungen von A. Schlechter. – Sitzungberichte Isis Dresden 1930: 125–134.
  • Pfitzner, I. 1953: Beitrag zur Molluskenfauna des Elbsandsteingebirges. - Mitteilungen der Berliner Malakologen 1/2: 23-25.
  • Schlechter, A. 1954: Über Land- und Wasserschnecken in der Umgebung von Kamenz/Sachsen. - Abhandlungen und Berichte aus dem Staatlichen Museum für Tierkunde Dresden 22(1): 88-96.
  • Schniebs, K., Glöer, P., Vinarski, M. V., Hundsdoerfer, A. K., 2011: Intraspecific morphological and genetic variability in Radix baltica (Linnaeus, 1758) (Gastropoda: Basommatophora: Lymnaeidae) with morphological comparison to other European Radix species. - Journal of Conchology 40(6): 657-678.
  • Zeissler, H. 1999: Die Molluskenfauna von Nordwestsachsen. - Veröffentlichungen Naturkundemuseum Leipzig 17: 1-95.
Autor(-en): Katrin Schniebs. Letzte Änderung am 10.09.2020

Eiförmige Schlammschnecke (Radix balthica), Dresden, Zschoner Grund, 2009
(Foto: Katrin Schniebs)


Eiförmige Schlammschnecke (Radix balthica), Grethen 2010. Das Tier wurde anatomisch bestimmt
(Foto: Katrin Schniebs)


Typische Mantelpigmentierung einer Eiförmigen Schlammschnecke (Radix balthica). Eschefeld, 2004.
(Foto: Katrin Schniebs)


Bei Eiförmigen Schlammschnecken (Radix balthica) hat die Samenaufbewahrungstasche (roter Pfeil) oft einen äußerst kurzen Stiel (blauer Pfeil).
(Foto: Katrin Schniebs)


Eiförmige Schlammschnecke (Radix balthica), Großenhain, Röderneugraben, Anfang Mai 2014
(Foto: Jens Tomasini)


Eiförmige Schlammschnecke (Radix balthica), Zschampert, Bienitz bei Leipzig, Juli 2016
(Foto: Frank Borleis)


Eiförmige Schlammschnecke (Radix balthica), Leipzig, NSG Lehmlache Lauer, Paußnitz. Mai 2018. Anatomisch bestimmt.
(Foto: Frank Borleis)


Eiförmige Schlammschnecke (Radix balthica), Leipzig, NSG Burgaue, Polenz. Mai 2018. Anatomisch bestimmt
(Foto: Frank Borleis)


Eiförmige Schlammschnecke (Radix balthica), Leipzig, Nahle, November 2018. Anatomisch bestimmt.
(Foto: Frank Borleis)
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