Diagnose
Die halbeiförmigen und ungenabelten Gehäuse erwachsener Gemeiner Kahnschnecken weisen eine ebene Mündungsfläche auf und werden 4,5 bis 6,5 mm hoch
und 6 bis 9 mm breit. Diese Gehäuseform ist unter den einheimischen
Weichtieren einzigartig. Die Färbung und Zeichnung ist variabel. Gehäuse
lebender Tiere haben einen rötlich gefärbten Deckel, der einen
blutroten Rand und einen Zapfen aufweist.
Merkmale
Gehäuse erwachsener Gemeiner Kahnschnecken werden 4,5 bis 6,5 mm hoch und 6 bis 9 mm breit. Sie sind halbeiförmig, ungenabelt, die Mündungsfläche ist eben. Diese Gehäuseform ist unter den einheimischen Weichtieren einzigartig. Die Färbung und Zeichnung ist variabel. Gehäuse lebender Tiere haben einen Deckel, der rötlich gefärbt ist, einen blutroten Rand aufweist und einen Zapfen besitzt.
Verbreitung
Europa.
Lebensweise
Gemeine Kahnschnecken ernähren sich ausschließlich von Kieselalgen (Diatomeen). Die Eiablage findet von Mitte April bis Mitte Oktober statt. Die Tiere werden 2 bis 3 Jahre alt.
Lebensräume
Gemeine Kahnschnecken leben in Fließgewässern sowie im bewegten Wasser größerer Seen auf Hartsubstrat, z. B. Steinen.
Bestandssituation
Die Gemeine Kahnschnecke ist im Freistaat Sachsen eigentlich ausgestorben. 2018 wurde die Art von N. Beier in einer für Wassersport genutzten Kiesgrube in Dresden wiederentdeckt, wohin sie eingeschleppt wurde. Das Vorkommen wurde 2019 durch A. Pohl (Pohl, 2020) bestätigt. In der Roten Liste der Bundesrepublik Deutschland wurde die Gemeine Kahnschnecke als stark gefährdet eingestuft.
Literatur
- Glöer, P. 2002: Süßwassergastropoden Nord- und Mitteleuropas.
Bestimmungsschlüssel, Lebensweise, Verbreitung. In: Die Tierwelt
Deutschlands. 73. Teil. ConchBooks, Hackenheim. 327 S.
- Glöer, P. 2015: Süßwassermollusken - Ein Bestimmungsschlüssel für die
Muscheln und Schnecken im Süßwasser der Bundesrepublik Deutschland.
Göttingen, Deutscher Jugendbund für Naturbeobachtung. 135 S.
- Jungbluth, J. H. & von Knorre, D. unter Mitarbeit von Bössneck,
U., Groh, K., Hackenberg, E., Kobialka, H., Körnig, G., Menzel-Harloff,
H., Niederhöfer, H.-J., Petrick, S., Schniebs, K., Wiese, V., Wimmer, W.
& Zettler, M. L. (2009): Rote Liste der Binnenmollusken [Schnecken
(Gastropoda) und Muscheln (Bivalvia)] in Deutschland. - Mitteilungen der
Deutschen Malakozoologischen Gesellschaft 81: 1-28.
- Neumann, E. 1893: Die Molluskenfauna des Königreichs Sachsen. -
Nachrichtsblatt der deutschen malakozoologischen Gesellschaft 25: 47-64.
- Pohl, A. 2020: Wiederfund der Gemeinen Kahnschnecke Theodoxus fluviatilis (Linnaeus 1758) in Sachsen (Gastropoda, Neritidae). - Mitteilungen der deutschen malakozoologischen Gesellschaft 103: 57–60.
- Reibisch, TH. 1855: Die Mollusken, welche bis jetzt im Königreiche
Sachsen aufgefunden wurden, nebst Angabe ihres Vorkommens und ihrer
Fundorte. – Allgemeine deutsche Naturhistorische Zeitung N. F. 1:
409–432.
- Schniebs, K., Reise , H. & Bössneck, U. 2006: Rote Liste
Mollusken Sachsens. Materialien zu Naturschutz und Landschaftspflege
2006. 21 S. [Hrsg. Sächs. LfUG].
- Wohlberedt, O. 1899: Molluskenfauna des Königreichs Sachsen. –
Nachrichtsblatt der deutschen malakologischen Gesellschaft 31(1/4):
1–20, 33–56.
- Wolschke, O. 1868: Verzeichnis der in der Umgebung Annabergs gefundenen lebenden Gehäuseschnecken. - Jahresbericht des Annaberg-Buchholzer Vereins für Naturkunde 1: 43.
- Zeissler, H. 1965: Theodoxus fluviatilis und Pseudanodonta complanata bei Leipzig. – Mitteilungen der deutschen malakozoologischen Gesellschaft 1(6): 78–79.
- Zeissler, H. 1987: Reste und Spuren von Molluskenfaunen aus Fließgewässern der südlichen Leipziger Aue. - Veröffentlichungen Naturkundemuseum Leipzig 4: 89-96.
- Zeissler, H. 1999: Die Molluskenfauna von Nordwestsachsen. - Veröffentlichungen Naturkundemuseum Leipzig 17: 1-95.
Autor(-en): Katrin Schniebs. Letzte Änderung am 01.09.2020
|
Gemeine Kahnschnecke ( Theodoxus fluviatilis), Leipzig, 1845
(Foto: Katrin Schniebs)
Gemeine Kahnschnecke ( Theodoxus fluviatilis), Leipzig, 1845 (Orginalgröße)
Leergehäuse von zwei adulten Exemplaren der Gemeinen Kahnschnecke ( Theodoxus fluvialitlis), Dresden, Ende Mai 2018
(Foto: Nico Beier)
Leergehäuse von zwei adulten Exemplaren der Gemeinen Kahnschnecke ( Theodoxus fluvialitlis), Dresden, Ende Mai 2018 (Orginalgröße)
Stein mit den gelblichen Eikapseln der Gemeinen Kahnschnecke ( Theodoxus fluviatilis) und einem Süßwasserpolypen, Dresden, Mitte Oktober 2021
(Foto: A. K. Hundsdörfer)
Stein mit den gelblichen Eikapseln der Gemeinen Kahnschnecke ( Theodoxus fluviatilis) und einem Süßwasserpolypen, Dresden, Mitte Oktober 2021 (Orginalgröße)
|