Diagnose
Die Schmale Windelschnecke ist eine von zwei linksgewundenen einheimischen Vertigo-Arten. Von der Linksgewundenen Windelschnecke (Vertigo pusilla) unterscheidet sie sich hauptsächlich durch das kleinere spindelförmige Gehäuse und das Verschmelzen mehrerer Zähne zu einem langen dicken Kallus parallel zur Mündungslippe an dessen oberem Ende sich eine kräftige Lamelle in das Gehäuseinnere zieht, die von außen als deutliche rinnenartige Vertiefung sichtbar ist.
Merkmale
Die Schmale Windelschnecke und die Linksgewundene Windelschnecke (Vertigo pusilla) sind die einzigen beiden linksgewundenen einheimischen Windelschnaeckenarten. Gehäuse erwachsener Schmaler Windelschnecken erreichen bei etwa 5 Umgängen Gehäusehöhen von 1,8 mm bei einer Breite von etwa 0,9 mm und haben einen spindelförmigen Umriss. Sie sind schwach gelblich-braun gefärbt, relativ glänzend und sehr fein und dicht gestreift. Die Gehäusemündung weist 2 Zähne auf der Spindelseite auf. Auf der Gaumenwand sind die Zähne zu einem Kallus verbunden, der parallel zur Lippe verläuft. Am Oberende des Kallus beginnt eine kräftige Lamelle, die sich nach hinten ins Gehäuseinnere zieht und von außen als deutliche Vertiefung in der Mündungswand wahrzunehmen ist.
Verbreitung
Europa. Die Art ist weit verbreitet, kommt allerdings nur sehr zerstreut vor.
Lebensweise
Windelschnecken legen nur sehr wenige, relativ große Eier ab.
Lebensräume
In Sachsen kommt die Schmale Windelschnecke hauptsächlich in Seggenbeständen und auf kaum beweideten oder bemähten Feuchtwiesen vor. In anderen Bundesländern bewohnt sie auch offene trockene Wälder, Kopfweiden, Schilfbestände, grasige Dünen sowie bemooste Steilküsten der Ostsee.
Bestandssituation
Die Schmale Windelschnecke ist eine Anhang II-Art der FFH Richtlinie. Für das Gebiet der Bundesrepublik Deutschland wurden ihre Bestände als gefährdet eingeschätzt. In der Roten Liste Sachsens wurde sie als vom Aussterben bedroht eingestuft. An vielen ehemaligen Fundorten konnte die Art nicht mehr nachgewiesen werden.
Literatur
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- Neumann, E. 1893: Die Molluskenfauna des Königreichs Sachsen. -
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- Wiese, V. 2014: Die Landschnecken Deutschlands. Finden - Erkennen - Bestimmen. Quelle & Meyer, Wiebelsheim. 352 S.
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- Zeissler, H., 1984: Mollusken im Naturschutzgebiet "Wölperner Torfwiesen" und der südlich anschließenden Talböschung (Kreis Eilenburg). – Malakologische Abhandlungen des Museums für Tierkunde Dresden 10(1): 39–47.
- Zeissler, H. 1999: Die Molluskenfauna von Nordwestsachsen. - Veröffentlichungen Naturkundemuseum Leipzig 17: 1-95.
Autor(-en): Katrin Schniebs. Letzte Änderung am 18.02.2019
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Schmale Windelschnecke ( Vertigo angustior), Wölpern 2005
(Foto: Katrin Schniebs)
Schmale Windelschnecke ( Vertigo angustior), Wölpern 2005 (Orginalgröße)
Schmale Windelschnecke ( Vertigo angustior), Wölpern 2005, Gehäusemündung
(Foto: Katrin Schniebs)
Schmale Windelschnecke ( Vertigo angustior), Wölpern 2005, Gehäusemündung (Orginalgröße)
Schmale Windelschnecke ( Vertigo angustior), Wölperner Torfwiesen, Anfang Oktober 2021
(Foto: Katrin Schniebs)
Schmale Windelschnecke ( Vertigo angustior), Wölperner Torfwiesen, Anfang Oktober 2021 (Orginalgröße)
Schmale Windelschnecke ( Vertigo angustior), Wölperner Torfwiesen, Anfang Oktober 2021
(Foto: Katrin Schniebs)
Schmale Windelschnecke ( Vertigo angustior), Wölperner Torfwiesen, Anfang Oktober 2021 (Orginalgröße)
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